Der Bodenwert gibt den Wert von unbebauten Grundstücken an. Er ist ein essenzielles Werkzeug bei der Grundstücksbewertung. Sollte ein Grundstück schon bebaut sein, wird dies für die Dauer der Wertermittlung ignoriert und man spricht stattdessen vom "reinen Bodenwert". Die Gebäude auf einem Grundstück sind also nicht Teil des Bodenwertes.
Es gibt gleich mehrere Methoden zur Errechnung des Bodenwertes: Entweder wird er anhand der Bodenrichtwerte, oder mit Hilfe des Vergleichswertverfahrens unter Zuhilfenahme von zurückliegenden Verkaufspreisen vergleichbarer Grundstücke ermittelt. Von Bedeutung ist der Bodenwert unter anderem für die Grundstückswertermittlung, die Immobilienbewertung oder, wenn der Makler einen bestimmten Ertragswert schätzen möchte. Der Bodenwert beschreibt den tatsächlichen Ertragswert eines Grundstücks.
Die verschiedenen Ermittlungsverfahren
Ermittlung anhand der Bodenrichtwerte
Der Bodenrichtwert beschreibt den durchschnittlichen Preis pro Quadratmeter. Um den Bodenwert zu ermitteln muss man diesen lediglich mit der Grundstückfläche multiplizieren und voila: Der Makler hat den Bodenwert errechnet. In der Realität stellt sich die Bodenbewertung jedoch um einiges komplizierter dar. Denn der Bodenrichtwert, als simpler Durchschnittswert, berücksichtigt weder die aktuelle Marktsituation, noch die wertbeeinflussenden, individuellen Eigenschaften des Grundstücks. Dies hat zur Folge, dass auch der auf Basis der Bodenrichtwerte ermittelte Immobilienwert nicht dem tatsächlich erzielbaren Verkehrswert entspricht. Zur Ermittlung eines realen Verkaufspreises ist es also ratsam einen Experten hinzuzuziehen.
Ermittlung mit dem Vergleichswertverfahren
Bei dem Abwickeln des Vergleichswertverfahrens werden möglichst viele ähnliche Vergleichsobjekte gesucht, die in der Region kürzlich verkauft worden sind. Dabei ist zu beachten, dass ungefähr gleiche Wertverhältnisse vorliegen. Das bedeutet, die Vergleichsobjekte sollten möglichst die gleichen Eigenschaften wie das zu bewertende Objekt aufweisen. Dazu zählen:
- Lage
- Art der baulichen Nutzung
- Bodenbeschaffenheit
- Grundstückszuschnitt
- Erschließungsgrad
- Umgebungsinfrastruktur
Kleinere Abweichungen werden in der Rechnung mit Zu- oder Abschlägen im Wert berücksichtigt. Diese Methode scheint wesentlich zuverlässiger zu sein. Voraussetzung dafür jedoch ist, dass genügend vergleichbare Objekte vorliegen, die für die Grundstücksbewertung zu Rate gezogen werden können
Welche Faktoren beeinflussen den Bodenwert?
Individuelle Eigenschaften eines Grundstücks können dazu führen, dass der tatsächliche Verkehrswert von den Bodenrichtwerten oder von dem Durchschnittswert der verglichenen Objekte abweicht. Bis zu 35% des vom Makler bestimmten Ertragswertes. Aus diesem Grund ist es unabdingbar mittels Zu- oder Abschläge den angepeilten Wert bei der Bodenbewertung anzupassen.
Ausrichtung und Zuschnitt
Der Zuschnitt des Grundstücks und dessen Ausrichtung sind ziemlich individuelle Eigenschaften. Ist ein Grundstück auf Grund seines Zuschnitts gut und vielfältig bebaubar, hat das einen positiven Einfluss. Grundstücke mit dem Potential einen weiten Ausblick zu bieten werden ebenfalls einen höheren Verkehrswert erzielen. Auch einen Vorteil haben Grundstücke, die seltener im Schatten liegen.
Baureife und Erschließungsgrad
Ein baureifes Grundstück wird einen höheren Preis erzielen als ein nicht baureifes Grundstück in ähnlicher Lage. Baureife liegt vor, wenn es für das betreffende Grundstück eine Baugenehmigung gibt und der notwendige Erschließungsgrad bekannt ist. Wichtig für die Erschließung eines Grundstücks ist die Anbindung an das öffentliche Straßennetz, sowie die Versorgung mit Strom, Wasser und Abwasser. Positiven Einfluss auf den Verkehrswert haben die Versorgung mit Telefonleitungen, Kabelfernsehen und DSL.
Bebauungsplan
Nicht ohne Bedeutung für Bodenwerte und Grundstückspreise ist, was der Bebauungsplan der Gemeinde für das Grundstück vorsieht. Ein Grundstück, das als Bauerwartungsland vermerkt ist, wird einen höheren Preis erzielen, als ein solches, für das eine Bebauung von der Gemeinde nicht in Aussicht gestellt wird und somit in naher Zukunft voraussichtlich unbebaut bleiben wird. In der Zukunft ist mit einer Preissteigerung zu rechnen, sobald die Gemeinde tatsächlich festlegt, dass das Grundstück bebaut werden darf und es damit vom Bauerwartungsland zum Bauland macht.
Bodenverhältnisse und Topografie
Eine starke Hanglage beispielsweise kann einen nicht unerheblichen, negativen Einfluss auf den Preis eines Grundstücks nehmen, da diese dessen bauliche Nutzbarkeit enorm einschränkt. Der Ertragswert wird dementsprechend gesteigert, sollte die Fläche eben und gut bebaubar sein. Altlasten wirken sich zusätzlich negativ auf den Verkehrswert aus.
Bedeutung der Bodenwerte bei der Immobilienwertermittlung
Bei der Immobilienwertermittlung ist der Bodenwert von großer Rolle. Je nach gewähltem Verfahren, verändert sich jedoch seine Bedeutung innerhalb der Rechnung. Zur Wertermittlung von Immobilien gibt es drei gängige Verfahren. Das Sachwertverfahren, das Vergleichswertverfahren und das Ertragswertverfahren.
Im Sachwertverfahren wird der Wert der Immobilie aus dem Sachwert des Gebäudes und dem Bodenwert ermittelt. Im Ertragswertverfahren hingegen leitet man den Immobilienwert aus den mit dem Grundstück in Zukunft zu erzielenden Erträgen ab und beim Ablauf des Vergleichswertverfahrens ermittelt man die Grundstückswerte anhand zurückliegender Verkäufe vergleichbarer Immobilien. Bei allen Immobilienwertermittlungsverfahren gilt jedoch, dass der Bodenwert kein langfristiger Wert ist. Er basiert auf der aktuellen Nachfrage am Markt und der individuellen Situation vor Ort.